Muskeln, Knochen, Gelenke

Nackenschmerzen

06.08.2025

Zwei von drei Menschen leiden in ihrem Leben an Nackenschmerzen. Meist klingen die Beschwerden von selbst ab. Die wichtisten Maßnahmen bei akuten Nackenschmerzen sind die Fortsetzung der normalen Alltagsaktivitäten und eine ausreichende Schmerzlinderung.

Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Wirbeln (von oben nach unten: C1-C7), dazwischen liegen wie auch in den anderen Abschnitten der Wirbelsäule die Bandscheiben als Stoßdämpfer. Bänder stabilisieren die Wirbel, Muskeln sorgen für Bewegung und Haltung.

Zu Beginn ein paar Definitionen:

Akute Schmerzen: < 6 Wochen

Subakute Schmerzen: 6-12 Wochen

Chronische Schmerzen: > 12 Wochen

Ursachen
Wodurch können Nackenschmerzen ausgelöst bzw. verursacht werden?

Nackenschmerzen entstehen, wenn eine Struktur im Halsbereich verletzt oder beeinträchtigt ist:

  • Muskeln – Halten den Kopf und ermöglichen Bewegung. Verspannungen durch Fehlhaltung oder Stress sind häufige Ursachen.

  • Knochen – Die 7 Halswirbel (HWS) können durch Abnutzung oder knöcherne Veränderungen („Knochensporne“) Schmerzen verursachen.
  • Bänder – Halten die Wirbel zusammen. Verletzungen (z. B. Schleudertrauma bei Autounfällen) können Schmerzen auslösen.
  • Bandscheiben – Liegen zwischen den Wirbeln und wirken als Puffer. Bei Verschiebung oder Vorfall können sie auf Nerven drücken.
  • Nerven – Werden Nerven durch umliegende Strukturen gereizt, kann das Schmerzen oder Missempfindungen verursachen.

Eine Reihe von Lebensstilfaktoren können das Risiko für Nackenschmerzen erhöhen.

Risikofaktoren
Welche Lebensstilfaktoren erhöhen mein Risiko für Nackenschmerzen?
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Hohe Arbeitsbelastung
  • Seelische Belastungen
  • Sitzender Lebensstil bzw. sitzende berufliche Tätigkeit
Symptome
Welche weiteren Beschwerden können bei Nackenschmerzen auftreten?
  • Steifheit, Verspannung, Bewegungseinschränkung
  • Schmerzen im Nacken, Schulterbereich oder Armen
  • Kopfschmerzen
  • Kribbeln, Taubheitsgefühl
  • Schwächegefühl 
Symptome
Wann sollte ich bei Nackenschmerzen zum Arzt gehen?

Sofort:

  • Nacken stark steif + Fieber oder Unwohlsein
  • Neu auftretende Schwäche oder Taubheit
  • Kontrollverlust über Blase oder Darm

 

Zeitnah:

  • Starke Einschränkungen im Alltag
  • Schmerzen nach Unfall
  • Keine Besserung nach 1 Woche Selbstbehandlung
Diagnose
Welche Untersuchungen führt der Arzt bzw. die Ärztin durch?

In den meisten Fällen sind keine speziellen Untersuchungen notwendig. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird Nacken und Schulter auf Beweglichkeit untersuchen und sie zu Dauer, Art und Ort der Schmerzen befragen. In seltenen Fällen kann ein bildgebendes Verfahren, wie Röntgen, CT oder MRT, eine Blutabnahme mit bestimmten Laboruntersuchungen oder ein Test der Nervenfunktion sinnvoll sein. Wenn die Untersuchung keinen Hinweis auf eine bestimmte Ursache der Nackenschmerzen, wie Entzündung, Knochenbruch oder Bandfscheibenvorfall ergibt, spricht man von unspezifischen Nackenschmerzen.

Behandlung
Was kann ich selbt tun bei Nackenschmerzen?

Bei unspezifischen Nackenschmerzen können folgende Maßnahmen zur Besserung beitragen:

  • Körperliche Aktivität
  • Einnahme von Schmerzmitteln aus der Apotheke, wie Ibuprofen oder Paracetamol (ausreichende Schmerzlinderung ermöglicht körperliche Aktivität, Abstimmung mit dem Arzt bzw. der Ärztin hinsichtlich Verträglichkeit wird empfohlen)
  • Wärme (Wärmepflaster, gewärmte Körperkissen, etc.)
  • Kälte (falls subjektiv als angenehm empfunden)
Behandlung
Wie erfolgt die medikamentöse Behandlung bei Nackenschmerzen?
  • Schmerzmittel aus der Gruppe der Nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac können bei akuten unspezifischen Nackenschmerzen über einen kurzen Zeitraum zum Einsatz kommen. Bitte besprechen Sie mögliche Nebenwirkungen und Gegenanzeigen dieser Medikamente mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin bzw. informieren Sie sich in Ihrer Apotheke.
  • Bei chronischen unspezifischen Nackenschmerzen (Dauer > 12 Wochen) werden NSAR in den gültigen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin hingegen nicht empfohlen. Grund sind fehlende aussagekräftige Studien zum Nutzen sowie ein steigendes Risiko für unerwünschte Wirkungen auf den Magen-Darmtrakt sowie das Herz bei längerfristiger Einnahme dieser Medikamente.
  • Auch die Gabe von NSAR über Injektionen in die Vene oder den Muskel wird in den Leitlinien ausdrücklich NICHT empfohlen, da kein zusätzlicher Nutzen gegenüber der Gabe in Form von Tabletten belegt ist und das Risiko für Komplikationen (allergische Reaktionen, Infektionen an der Einstichstelle, etc.) vermieden werden sollte.
  • Muskel-entspannende Medikamente (Muskelrelaxantien) können bei akuten unspezifischen Nackenschmerzen eingesetzt werden, wenn durch NSAR keine außreichende Schmerzlinderung erzielt werden kann. Bei chronischen unspezifischen Nackenschmerzen wird der Einsatz hingegen nicht empfohlen.
Behandlung
Welche nicht-medikamentösen Methoden kommen bei unspezifischen Nackenschmerzen zum Einsatz?
  • + Manipulation/Mobilisation – kann laut Leitlinie nützlich sein
  • + Verhaltenstherapie – kann bei chronischen unspezifischen Nackenschmerzen im Rahmen des Gesamtkonzeptes empfohlen werden

  • + Akupunktur – nicht bei akuten, aber bei chronischen unspezifischen Nackenschmerzen empfohlen

 

  • - Lasertherapie – sollte laut Leitlinie NICHT eingesetzt werden
  • - Elektrotherapie – ebenfalls nicht empfohlen bei unspezifischen Nackenschmerzen
  • - Ultraschall – keine Empfehlung in der Leitlinie
  • - Bäder, Fango, Rotlicht, Kryotherapie – kein Wirknachweis, keine Empfehlung bei unspezifischen Nackenschmerzen
  • - Kinesiotaping – kein Wirknachweis
Prävention
Wie kann ich Nackenschmerzen vorbeugen?
  • An gute Haltung denken (Kopf aufrecht, Schultern locker)
  • Häufige Positionswechsel, besonders bei Bildschirmarbeit
  • Falls möglich Arbeiten über Kopf vermeiden
  • Bildschirm und Schreibunterlagen auf Augenhöhe
  • Kein schweres Gewicht tragen, so dass der obere Rücken belastet wird
  • Kopf und Hals beim Schlafen neutral ausrichten
  • Telefonieren, falls möglich mit Freisprecheinrichtung
Informationen zum Inhalt
Aktualität
06. August 2025
Aktualisiert
06. August 2025
Erstellungsdatum
06. August 2025
Stand der medizinischen Information
KMM
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