Sodbrennen, saures Aufstoßen, Regurgitation und stechende retrosternale Schmerzen sind Symptome, die bei gastroösophagealer Refluxkrankheit maßgeblich zur Minderung der Lebensqualität beitragen. Das Essverhalten kann diese Symptome negativ beeinflussen, ein hoher Säuregehalt die hypersensitive Ösophagusschleimhaut zusätzlich reizen.
Mag.a Silvia Lechner
Redaktion ApoKrone
Normalerweise unterliegen beide Ösophagussphinkteren einer toni schen Dauerkontraktion und sind außerhalb des Schluckaktes geschlossen, der His-Winkel (spitzer Mündungswinkel des Ösophagus in den Magen, 50-60 °) wirkt einem Rückfluss des Mageninhaltes schon rein mechanisch entgegen. Trotzdem kann ein sporadischer physiologischer Reflux unter bestimmten Bedingungen nicht ganz verhindert werden, etwa während des Schluckaktes, beim Aufstoßen oder bei unerwartetem Druck auf den vollen Magen. Bei Übergewicht werden die Einflüsse von erhöhtem intraabdominalem Druck oder steigenden gastroösophagealen Druckgradienten als mechanische Faktoren vermutet. Magenüberladung, Essen kurz vor dem Schlafengehen und die raumfordernden Prozesse einer Schwangerschaft fallen ebenfalls in diese Kategorie. Darüber hinaus können zu enge Kleidung oder vornüber gebeugte Haltung zur Behinderung der Ösophagus-Clearance führen.
„Säurelocker“
Unmittelbarer Grund für die Reizung der Ösophagusschleimhaut ist die Magensäure, die in den Belegzellen des Magens gebildet wird und neben dem proteolytisch wirkenden Pepsin, der säurestabilen Lipase, dem Intrinsic-Faktor zur Aufnahme von Vitamin B12 (Cobalamin) und Muzinen Hauptbestandteil des Magensaftes ist. Im Rahmen der Nahrungsaufnahme nimmt die Produktion stark zu, ca. die Hälfte wird bereits in der kephalen Phase durch Anblick, Geruch oder Geschmack der Nahrung über vagale Reflexe ausgelöst, in der gastralen Phase kann sie durch Dehnungsreize des Magens noch verstärkt werden, erst in der intestinalen Phase überwiegen wieder hemmende Faktoren. Wird zu viel Magensäure produziert und kann die Magensäure nicht ausreichend durch den geschluckten Speichel gepuffert werden, wird saurer Reflux begünstigt. In diesem Zusammenhang gelten Süßspeisen, säurehaltiges Obst, besonders scharfe oder fettige Speisen, kohlen säurehaltige Getränke, Kaffee, Tee, Alkohol und Nikotin als „Säurelocker“, also Nahrungs- und Genussmittel, welche die Magensäureproduktion besonders anregen. Schokolade (Kakao), Koffein, Alkohol und Nikotin können außerdem den Ruhetonus des unteren Ösophagussphinkter herabsetzen und so den Reflux zusätzlich fördern. Sobald durch chronische Säurebelastung beeinträchtigende Symptome oder Läsionen in der Speiseröhre verursacht worden sind, liegt per definitionem eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) vor.
Ernährung bei Reflux
Auch die Autoren der S2k-Leitlinie „Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis“ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten halten die Vermeidung der genannten Lebensmittel – abhängig von der individuellen Situation – für sinnvoll. Bei einem hypersensitiven Ösophagus etwa, bei dem die Anzahl der Refluxepisoden zwar im Normbereich liegt, aber durch Hypersensibilisierung der Schmerzrezeptoren trotzdem Symptome ausgelöst werden, können stark säurehaltige Lebensmittel bereits beim Schluckakt Beschwerden verursachen. Jedenfalls trägt die Ernährung unzweifelhaft zur Pathogenese einer GERD bei, eine individuelle Ernährungsberatung, die persönliche Unverträglichkeiten und eine allgemein gesunde Ernährung mit erhöhtem Ballaststoffanteil berücksichtigt, wird daher empfohlen. Des Weiteren helfen lockere Kleidung, mehrere über den Tag verteilte, kleine, gut gekaute Mahlzeiten, ein ausreichender Abstand zwischen Abendessen und Schlafengehen, erhöhte Lagerung des Oberkörpers beim Schlafen und nicht zuletzt Gewichtsreduktion, Refluxsymptome zu verbessern.