Symptomatische Hämorrhoiden beeinflussen die Lebensqualität im Alltag und können auch im Urlaub zu Einschränkungen führen. Prävention und Basistherapie helfen, trotzdem ein möglichst ungetrübtes Urlaubserlebnis sicherzustellen.
Mag.a Silvia Lechner
Redaktion ApoKrone
Der wohlverdiente Urlaub steht vor der Tür und sollte ausschließlich der Erholung und Entspannung gewidmet sein. Trotzdem ist das Urlaubsvergnügen oft getrübt. So sind bis zu 70 % aller Erwachsenen zumindest einmal in ihrem Leben von Hämorrhoiden betroffen. Diese Personen nehmen das Problem dann auch mit in die Ferien. Hier kann allein schon die Anreise zur Herausforderung werden. Aber wie fast überall gilt: Vorbereitung ist die halbe Miete.
Risikofaktor (An-)Reise
Langes Sitzen und hohe Temperaturen sind prolabierten Hämorrhoiden nicht zuträglich. Neigt jemand von vornherein zu Verstopfung, können Bewegungsmangel, deftiges, ballaststoffarmes Essen an Raststationen und mangelnde Hydrierung zum Problem werden. Die veränderte Stuhlkonsistenz lässt den Analsphinkter bei der Defäkation nicht ausreichend erschlaffen, wodurch Scherkräfte auf das Gefäßkonvolut sowie zusätzliche Mikroverletzungen und Entzündungen der Analschleimhaut entstehen. Außerdem zwingen die kleineren Stuhlmengen unter Umständen dazu, öfter auf die Toilette zu gehen, oder der Stuhldrang wird unterdrückt, um etwa bei Autofahrten nicht extra eine Pause einlegen zu müssen. In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich auch nicht, zugunsten einer unterbrechungsfreien Reise das Trinken zu vermeiden und damit harten Stuhl zusätzlich zu fördern. Starkes Schwitzen ist bei Hämorrhoidalleiden übrigens doppelt unangenehm, da es bereits vorhandene Symptome wie Brennen und Jucken verstärkt und die Heilung behindert. Aber auch das Sitzen an sich beansprucht durch permanenten Druck das empfindliche Gewebe. Ist kurz nach einer Gummibandligatur oder einer anderen Hämorrhoiden-OP eine Flugreise geplant, erfordert das besonderes Augenmerk. Von längeren Flugreisen ist nach einer derartigen Operation abzuraten, da vor allem in den ersten drei Wochen nach der OP Nachblutungen, die ärztlich versorgt werden müssen, nicht ausgeschlossen werden können.
Lokale Gegebenheiten berücksichtigen
Schließlich am Urlaubsort angekommen, warten schon die nächsten Schwierigkeiten. Die regionalen Speisen sind ungewohnt, erste Verdauungsbeschwerden melden sich, oder noch schlimmer: Ein Reisedurchfall wird manifest, die sanitären Anlagen sind wenig einladend, der Wasserdruck unzureichend, oder man muss gar mit Plumpsklos das Auskommen finden. Die nächste Apotheke will erst gefunden werden, die gewohnten Medikamente sind vielleicht nicht erhältlich, verfügbare Alternativen wenig Vertrauen erweckend und überdies der Beipacktext aufgrund der Sprachbarriere kaum oder gar nicht lesbar. Verschlechtern sich dann auch noch die Beschwerden, wäre man vielleicht lieber zu Hause geblieben. Allerdings können die in der S3-Leitlinie zum Thema Hämorrhoidalleiden beschriebenen Maßnahmen zur Basistherapie bereits im Vorfeld zu präventiven Zwecken herangezogen werden. Sie sehen neben der Gabe von Ballaststoffen und der Beeinflussung des Defäkationsverhaltens auch die kausale und symptomatische medikamentöse Therapie vor.
Reiseapotheke
Daher sollte eine umfassende Reiseplanung insbesondere die passende Ausstattung der Reiseapotheke beinhalten. Zur Regulation der Stuhlkonsistenz können Quellstoffe wie Indische Flohsamenschalen, Weizenkleie oder Ballaststoffsupplemente und Probiotika unterstützend empfohlen werden. Medikamente sollten in ausreichender Mengeeingepackt werden: Flavonoide wie Zitrusbioflavonoide, Hesperidin, Diosmin, Rutin und Hydroxymethylrutinosid wurden aufgrund ihrer gefäß- und ödemprotektiven Wirkung ursprünglich als Venenmittel entwickelt. Oral verabreicht, werden sie als „Interna“ bezeichnet und bei Hämorrhoidalleiden teilweise zur kausalen Therapie oder aber zur Unterstützung des Heilungsprozesses nach Hämorrhoiden-OPs herangezogen. Als „Externa“ oder „Hämorrhoidalia“ zur symptomatischen Behandlung stehen Salben, Cremes, Suppositorien und spezielle Analtampons, eine Kombination aus Zäpfchen und Mullkern, zur Verfügung. Die Inhaltsstoffe richten sich vor allem nach den entzündlichen und ödematösen Beschwerden. Neben Lokalanästhetika wie Lidoain und einem Hautschutzkomplex (etwa aus Zinkoxid, Panthenol, Hamamelis, Jojoba-Wachs, gelbe Bienenwachs, Cetiol®, Tannin) können mit ärztlicher Verschreibung kurzfristig auch Kortikosteroide zur Linderung eingesetzt werden.
Heilbehelfe
Außerdem sollte man auf medizinische Hilfsmittel wie Einmalhandschuhe und Fingerlinge zum Salbenauftragen nicht vergessen. Um prolabierte Hämorrhoiden beim Sitzen auf längeren Anreisen zu schonen, helfen spezielle Hämorrhoidensitzkissen. Die meist ringförmigen Sitzpolster wurden vor allem für die Rekonvaleszenz nach chirurgischen Eingriffen entwickelt und halten die Analregion gänzlich frei. Indem der Druck durch das Körpergewicht hauptsächlich auf die beiden Sitzhöcker verteilt wird, können etwaige Scheuerstellen, Schwellungen und kleine Blutungen vermieden werden. Wegen der fehlenden Feinabdichtung des Afters bei vergrößerten Hämorrhoiden, die Nässen, Stuhlschmieren und entzündliche Hautreizungen verursacht, ist die Analhygiene auch auf Reisen besonders wichtig. Neben Analtampons und -vorlagen können auch tragbare Reisebidet-Sprüher oder faltbare Bideteinsätze für die Toilette nützliche Tools für eine stressfreie Reise und einen entspannten Urlaubsaufenthalt sein.