Hämorrhoidalleiden können die Lebensqualität im Alltag erheblich beeinflussen, einfache Hygiene- und Pflegemaßnahmen lästige aber Symptome zum Abklingen bringen und ihr Wiederauftreten verhindern. Nach spätestens 2 Wochen Selbstmedikation ohne Besserung sollte allerdings ein:e Ärzt:in konsultiert werden.
Mag.a Silvia Lechner
Redaktion ApoKrone
Ist die Funktion des Corpus cavernosum recti, des arteriovenösen Schwellkörpers, der eigentlich den Musculus sphincter ani internus bei der Feinabdichtung des Afters unterstützen sollte, gestört, kann auch dieser seine Aufgabe nicht mehr zufriedenstellend erfüllen: Typische Beschwerden eines Hämorrhoidalleidens sind die Folge. Vor allem schleimige, fäkulente Sekretion, Nässen und Stuhlschmieren stellen ein Hygieneproblem dar und führen zu Hautreizungen, Entzündungen und Ekzemen. Bei Hämorrhoidalleiden 2. Grades nach Goligher entwickeln bereits bis zu 80 % der Betroffenen ein irritativ-toxisches Analekzem. Grund genug, die Wichtigkeit entsprechender Hygiene- und Hautpflegemaßnahmen für die so empfindliche Region herauszustreichen.
Wasser marsch
Per definitionem sind vergrößerte Hämorrhoiden 1. Grades nur proktoskopisch sichtbar, ab dem 2. Grad aber mehr oder weniger prolabiert, und hier kann die Benützung von Toilettenpapier schon unangenehm werden. Spätestens beim Vorliegen von perianalen Hautirritationen, die sich in Juckreiz und Brennen äußern, wird aus dermatologischer Sicht ohnehin die Reinigung mit klarem Wasser empfohlen. Ein weicher Waschlappen mit körperwarmem Leitungswasser tut bereits gute Dienste, noch hygienischer und schonender ist die Anwendung von Fließwasser. Ein weicher Strahl aus Dusch-WC, Bidet oder auch Handdusche nach der Defäkation und bei Bedarf zwischendurch entfernt Stuhlreste, Sekret und auch Blut – immerhin sind hellrote, transanale Blutungen das häufigste Symptom bei Hämorrhoidalleiden. Analduschen in Klistierform sollen zwar ebenfalls den Zweck erfüllen, den Anus zu säubern, beim Einführen ist aber Vorsicht geboten. Für unterwegs eignen sich ebenso praktische tragbare Alternativen wie Fachkurzinformation siehe Seite 39 ein Reisebidet-Sprüher und faltbare Bideteinsätze für die Toilette besser. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, die Analregion danach vorsichtig und sorgfältig, etwa mit einem weichen Tuch, trocken zu tupfen. So wird auch die Wundheilung optimal unterstützt.
Sanfte Reinigung
Wer auf Toilettenpapier trotzdem nicht verzichten möchte, sollte auf eine möglichst weiche Version setzen. Von herkömmlichen Feuchttüchern wird prinzipiell abgeraten, unterwegs und auf Reisen können spezielle Pflege- und Reinigungstücher, die explizit für symptomatische Hämorrhoiden konzipiert wurden, aber nützlich sein. Sie sind parfumund alkoholfrei, beinhalten kühlende, pflegende sowie entzündungshemmende Zusätze und lassen sich einzeln verpackt oder in Spenderboxen leicht verstauen und mitnehmen. Als Behelf zum Selberherstellen eignen sich außerdem mit Pflanzenölen getränkte, weiche und reißfeste Tücher.
Afterspalte trocken halten
Auch zwischendurch ist oberstes Gebot, die Haut nicht zusätzlich zu reizen und dadurch Entzündungen weiter zu fördern. Dafür muss sie möglichst trocken gehalten werden, was sich in der Afterspalte, auch Analrinne (Rima ani od. clunium) durchaus schwierig gestalten kann. Atmungsaktive und saugfähige oder sogar feuchtigkeitsableitende Wäsche ist hier bei starkem Schwitzen vorteilhaft. Um Analund Wundsekret, aber auch Rückstände von Salben und Zäpfchen aufzusaugen, bieten sich spezielle Analvorlagen aus dem Ergänzungssortiment der Apotheke an.
Pflege und Wundheilung
Zur Prävention und symptomatischen Behandlung bereits bestehender Hautschäden werden außerdem Sitzbäder oder Waschungen des Anogenitalbereiches und Hämorrhoidalia in Form von Salben, Cremes, Suppositorien und speziellen Analtampons – einer Kombination aus Zäpfchen und Mullkern – angewendet. Sie sind Bestandteil der Basistherapie, die nach den aktuellen Leitlinien „Hämorrhoidalleiden“ die Gabe von Ballaststoffen, Beeinflussung des Defäkationsverhaltens und eventuell eine medikamentöse Therapie einschließt. Dabei wird vor allem auf die beruhigenden, blutstillenden, desinfizierenden und wundheilungsfördernden Eigenschaften von Phytopharmaka und bei Bedarf auf die Linderung von Juckreiz, Brennen sowie Schmerzen durch Lokalanästhetika (Lidocain, Benzocain, Polidocanol) gesetzt.
Pflanzliche Helfer
So können etwa Eichenrinden- und/oder Kamillenextrakt für Sitzbäder sowohl aus Teedrogen selbst hergestellt als auch vorgefertigt bezogen werden. Eichenrindenextrakt sollte mindestens 10 % Tannine enthalten, die Proteine binden und fällen, wodurch er adstringierend und entzündungshemmend auf Haut und Schleimhäute wirkt. Die antiphlogistische, antiexsudative, antipyretische, antiulzerogene und fungizide Wirkung von Kamillenblütenextrakten kommt durch das Zusammenspiel ihrer Inhaltsstoffe, des ätherischen Kamillenöls (u. a. Chamazulen, Bisabolol, En-In-Dicycloether), Sesquiterpenlactonen, Cumarinen und Schleimstoffen zustande. In Kombination lässt sich ein breiter pharmakologischer Effekt erzielen, aber auch andere Drogen wie Hamamelis, Arnika, Ringelblume, Pappelknospen oder Mäusedorn kommen zum Einsatz. Vor allem die aus Nordamerika stammende Virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana) ist neben der Eichenrinde in dieser Indikation ein üblicher Bestandteil von Salben und Suppositorien. Durch die enthaltenen Gerbstoffe (u. a. Hamamelitannin) wirkt ihr Extrakt ebenfalls adstringierend, außerdem antiphlogistisch, antioxidativ sowie antiviral.
Salben und Suppositorien
Hämorrhoidensalben beinhalten zusätzlich einen Hautschutzkomplex mit Zinkoxid, Panthenol, Jojobawachs, gelbem Bienenwachs oder Cetiol, der dank dieser Wirkstoffe verhindert, dass bereits abgeklungene Symptome erneut auftreten. Zu Beginn der Behandlung steht aber die schnelle Linderung der Symptome und Heilung im Vordergrund, die sich durch Kortikosteroide erzielen lässt. Entsprechende Salben sind aber einerseits rezeptpflichtig, andererseits dürfen sie nur kurzfristig angewendet werden, da sie sonst die lokale Abwehr der Hautbarriere gegen Pilz- und bakterielle Infektionen schwächen. Suppositorien können Salben gegenüber gewisse Vorteile bringen: Man benötigt keine Applikationshilfen und kann sie auch unterwegs diskret anwenden. Allerdings verbleiben sie länger im Analkanal und werden am besten unmittelbar nach der Defäkation oder aber vor dem Schlafengehen eingeführt.