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AK- Sanfte Hilfe für die Psyche

08.08.2024

Neben medikamentöser und psychologischer Betreuung haben ergänzende Maßnahmen aus dem Bereich der Mikronährstoffe und der Phytotherapie einen wichtigen Stellenwert.

Mag.a pharm. Kornelia Baumgartner

Redaktion ApoKrone

Psychische Erkrankungen zeichnen sich durch ein breites Spektrum möglicher Symptome und Ursachen aus. Je früher Alarmsignale erkannt werden, desto effektiver kann eine Behandlung sein.

Die Kraft der Arzneipflanzen

Für zahlreiche Heilpflanzen belegen Studien sehr gute Effekte bei psychischen Beschwerden. So wird beispielsweise die stressreduzierende Wirkung der Rosenwurz (Rhodiola rosea) durch die Hemmung der Ausschüttung von Kortisol und Adrenalin ausgelöst. Gleichzeitig kommt es zu einer Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit durch Ankurbelung des Energiestoffwechsels in den Mitochondrien. Eine weitere interessante Heilpflanze ist der Safran. Das Extrakt aus den getrockneten Narben von Crocus sativus hilft, das emotionale Gleichgewicht zu stabilisieren. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind Krozine, aus denen durch Metabolisierung Krozetin entsteht. Es wirkt an verschiedenen zentralen Angriffspunkten. So hemmt es etwa die Monoaminooxidase und damit den Abbau der Botenstoffe Serotonin, Dopamin und Noradrenalin. Weiters werden Glutamat-Rezeptoren blockiert und die Kortisolausschüttung gehemmt. Johanniskrautextrakt bewährt sich bereits seit Jahren als pflanzliches Antidepressivum und ist in seiner Wirksamkeit durchaus mit synthetischen Arzneimitteln vergleichbar. Empfohlen wird eine Dosierung von 300-900 mg Extrakt/Tag, aufgeteilt auf 2 bis 3 Einzeldosen. Die Wirkung des Johanniskrautextraktes ist auf das Zusammenspiel einer Vielzahl an Inhaltsstoffen zurückzuführen und beruht auf einer Wiederaufnahmehemmung von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Auch die Konzentrationen von GABA und L-Glutamat am Rezeptor werden erhöht. Bekannt sind einige Interaktionen. Kontraindiziert ist daher die gleichzeitige Gabe von Cyclosporin, Tacrolimus (systemisch), Warfarin, Amprenavir, Indinavir und Irinotecan. Vorsicht geboten ist außerdem bei Digoxin, Theophyllin, Benzodiazepinen, Methadon, Simvastatin, Finasterid, Amitriptylin, Fexofenadin und oralen Kontrazeptiva. Auf mögliche photosensibilisierende Effekte sollte hingewiesen werden. Bei Unruhezuständen können pflanzliche Sedativa helfen, zur Ruhe zu kommen. Die Passionsblume (Passiflora incarnata) beispielsweise wird bei Stress, Nervosität und Angstzuständen erfolgreich eingesetzt. Auch die Schlafqualität wird bei richtiger Dosierung verbessert. Wirksamkeitsbestimmend sind v. a. Flavonoide wie C-Glykoside, Luteolin und Apigenin. Lavendel (Lavandula angustifolia) wirkt dank seiner Hauptinhaltsstoffe Linalool und Linalylazetat ebenfalls beruhigend und angstlösend. Die Baldrianwurzel eignet sich besonders bei leichten bis mittelschweren Ein- und Durchschlafstörungen, wobei v. a. Trockenextrakte mit wässrig-alkoholischen Auszugsmitteln gut untersucht sind. Für den Inhaltsstoff Valerensäure ist eine spezifische Interaktion mit GABAA-Rezeptorsubtypen belegt, über die auch verschiedene synthetische Arzneistoffe wie z. B. Benzodiazepine ihre Wirkung entfalten. Kombiniert wird Baldrian häufig mit Hopfenextrakt, dessen sedierende Wirkung auf ein Abbauprodukt aus den Bitterstoffen Humulon und Lupulon zurückgeführt wird. Neben den sedierenden Inhaltsstoffen enthält Hopfen auch Phytoöstrogene. Für die Wirkung der Melisse ist der Gehalt an ätherischem Öl verantwortlich. Insbesondere das Monoterpenaldehyd Citronellal zeigt gute sedierende Wirkung. Therapeutisch genutzt wird auch die antivirale Wirkung des wässrigen Melissenextraktes (v. a. gegen Herpes-simplex-Viren).

Vitamine als wertvolle Unterstützung

Psychische Erkrankungen gehen sehr häufig mit einem Mangel an Mikronährstoffen einher. Sowohl die individuellen Medikationen als auch der psychische Stress führen zu einem Mehrverbrauch einzelner Mikronährstoffe. Generell ist die Gabe von Antioxidanzien wie Vitamin C und E, Coenzym Q10, Selen und Carotinoiden zu empfehlen, um oxidativem Stress innerhalb der Zellen entgegenzuwirken. Besonders bedeutend sind in diesem Zusammenhang jedoch die Vitamine der B-Gruppe. Diese sind chemisch nicht miteinander verwandt und haben auch teilweise sehr unterschiedliche pharmakologische Funktionen. Für den Menschen bedeutend sind Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B3 (Nikotinsäure und Nikotinamid), Vitamin B5 (Pantothensäure), Vitamin B6 (Pyridoxol, Pyridoxal, Pyridoxamin), Vitamin B12 (Cobalamin) sowie die Folsäure. Die B-Vitamine sind als Bestandteile wichtiger Enzyme bzw. Coenzyme wesentlich am gesamten Stoffwechselgeschehen beteiligt. So sind etwa die Vitamine B3, B5 und B12 durch ihre Funktion innerhalb des Zitratzyklus in die Energiebereitstellung involviert, für die Zelldifferenzierung und Blutbildung spielen die Vitamine B3, B6 und B12 eine wichtige Rolle. Die Vitamine B1, B3, B6 und B12 sind für das Nervensystem essenziell und finden sich in neuroprotektiven Kombinationspräparaten, die beispielsweise bei Neuralgien, Neuritiden, Konzentrationsschwäche oder stressbedingten Beschwerden zum Einsatz kommen. Die Vitamine B6 und B12 sind zusammen mit Folsäure auch an der Regulation des Homozysteinspiegels beteiligt. Die Vitamine der B-Gruppe sind sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln zu finden, die Ausnahme bildet Vitamin B12, das in Pflanzen nicht enthalten ist. Gute Quellen für Vitamin B12 sind Fleisch, Leber, Fisch, Eier und Milchprodukte; Mängel findet man daher besonders häufig bei Vegetarier:innen bzw. Veganer:innen. Die übrigen B-Vitamine findet man besonders reich in (Vollkorn-)Getreideprodukten, Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Nüssen, Hefe, Eigelb, Milchprodukten, Fisch und Fleisch.

Informationen zum Inhalt
Aktualität
27. August 2024
Aktualisiert
08. August 2024
Erstellungsdatum
(Bild: KMM)
(Bild: KMM)
(Bild: KMM)